Bruno Kreisky im Sozialistenprozess 1936
Sehr viele junge SozialistInnen büßten nach 1934 ihr Engagement für die Widerstandsbewegung mit hohen Kerkerstrafen oder sogar mit dem Tod. Josef Gerl etwa, ein Funktionär des Wiener Verbandes, wurde am 24. Juli 1934 hingerichtet. Der austrofaschistische Kanzler Engelbert Dollfuss hatte zuvor ein Gnadengesuch für Gerl abgelehnt. Das Dollfuss-Regime hatte ihm unterstellt, dass er beim Überfall von bewaffneten Gendarmen auf eine sozialdemokratische Gedenkveranstaltung Sprengstoff gezündet hätte, was nachweislich nicht der Fall war. „Die Idee bedeutet mir mehr als mein Leben“, rief Gerl seinen Henkern noch zu, ehe er starb. Er drückte damit aus, was alle jungen revolutionären SozialistInnen fühlten, die im Widerstandskampf standen.
Dennoch bekannten sich die Mitglieder der RSJ in Blitzkundgebungen, in Zeitungsartikeln und auch vor Gerichten zu ihrer sozialistischen Überzeugung. Die beiden ersten Führer der RSJ, der 1945 im KZ ermordete Roman Felleis und der spätere Parteivorsitzende und Bundeskanzler Bruno Kreisky, zählten im großen Sozialistenprozess 1936 zu den mutigsten Rednern.
So sagte Kreisky in diesem Prozess:
„Ich habe schon gesagt, dass ich nach wie vor Sozialist bin. Weder die Taten der Regierung, noch die aufmerksame Lektüre nichtsozialistischer und antimarxistischer Werke ließen mir eine andere Lösung als die des Sozialismus möglich erscheinen. Ich halte weiter den Klassenkampf für das einzige Mittel der Befreiung der Arbeiterschaft.“
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